Über ein Schulprojekt betätigten sich die Schüler der Karl-Erhard-Scheufelen Realschule in Lenningen als Entrepreneure und gründeten zahlreiche Unternehmen. Auf diese Weise soll das Interesse an wirtschaftlichen Sachverhalten gefördert und die Eigeninitiative gestärkt werden.In den vergangenen fünf Monaten standen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8b vor keiner leichten Aufgabe: Sie mussten eigenverantwortlich eine Geschäftsidee ersinnen und diese anhand eines glaubwürdigen Businessplans realisierbar darstellen. Als die jungen Existenzgründer dann Ende Juni im Stuttgarter Rathaus mit dem Aufbau beginnen, wird schlagartig klar, wie viel Ehrgeiz, Kreativität und Disziplin diesem Projekt gewidmet wurde. Manche reisten gar mit einem Trolly an, aus dem sich nun ein Strom von Modellen, Prototypen, Werkzeugen, fertigen Produkten aber auch Werbematerial ergießt – vom Aufkleber über Poster, bis hin zum eigens für diesen Anlass gedrehten Werbefilm. Hingebungsvoll und akribisch werden die Messestände präpariert und die Präsentationen ein letztes Mal durchgespielt. Konzentration sowie Eifer sind förmlich zu greifen und die Atmosphäre im Raum transportiert das Bestreben aller Teilnehmenden: Sie wollen ihre Ideen vorstellen, wollen überzeugen, wollen siegen.
„Gewinner sind sie alle“, bemerkt Prof. Dr. Hasenclever, der Vorstandsvorsitzende des „Networks for Teaching Entrepreneurship“ (NFTE) in Deutschland. Die Organisation, die ihre Wurzeln in den USA hat, will durch ihr Konzept spielerisch ökonomische Fertigkeiten und Wissen vermitteln, doch möchte sie sich nicht nur auf fachliche Inhalte reduziert sehen. „Unternehmensideen zu entwerfen sind ein Mittel die Persönlichkeit zu entwickeln. Es geht darum eine eigene Idee zu kreieren, diese zu vertreten und Selbstvertrauen aufzubauen.“ Selbstredend können jedoch nicht alle unter die ersten drei kommen, was für die Initiatoren aber ebenfalls wieder zu einem Gewinn führt – wenn auch nur pädagogischer Natur. „Enttäuschungen gehören dazu – hieraus lernt man“, tröstet Thomas Schenk, der Abgesandte des Kultusministeriums, bereits vorsorglich die weniger Erfolgreichen. Um die Umsetzbarkeit, Originalität und Wirtschaftlichkeit der Unternehmensansätze beurteilen zu können, ließ der NFTE-Landesmanager Martin Müller Experten aus den verschiedensten Richtungen auflaufen. So rekrutierte sich die Jury beispielsweise aus Unternehmern, Geschäftsführern, Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern und bestach durch pointierte Fragen, welche die Schülerinnen und Schüler ein ums andere mal ins Schwitzen bringen. So wird in Windeseile eruiert, ob sich der Kuchen im Glas lohnen würde, die erdachte App auf dem Markt Durchsetzungschancen hätte oder auch eine Dienstleistung wie die Vermittlung von Helfern für die Gartenarbeit praktikabel wäre. „Durch eine solch hochrangige Jury fühlen sich die Schülerinnen und Schüler ernst genommen und erfahren einen für Sie ertragreichen Transfer in eine realitätsnahe Situation. So entsteht eine dem Aufwand Rechnung tragende Wertschätzung an der jeder Einzelne wachsen kann“, begeistert sich der EWG-Lehrer der Lenninger Klasse, Alexander Tomisch, für die professionelle Besetzung. Zwei Stunden stehen die Heranwachsenden Rede und Antwort, bevor sich das Gremium zur Beratung zurückzieht. Da der erste Platz als Vertreter Baden-Württembergs nach Berlin reisen darf, ist die Anspannung bei der Preisverleihung enorm. Als schließlich die Lenninger David Gabler und Max Grieb zu den Siegern gekürt werden, bricht sich großer Jubel Bahn – die ganze mitgereiste Klasse feiert ihre Kameraden. Das innovative Element sowie die einnehmende Darbietung ihres Skate-Multitools hatte die Experten zutiefst beeindruckt. „Die Jungs sind authentisch und leben das,“ erklärt Juror Dirk Peter ergänzend das Urteil. Als waschechte Skater brachten Sie bereits häufig das so genannte Grip-Tape selbst auf ihrem Board an, ärgerten sich jedoch über die hohen Kosten für die drei dafür notwendigen Werkzeuge und kombinierten diese kurzerhand in einem – das Skate-Multitool war geboren. „Ich glaube, viele wollen das nach dem Projekt nicht weitermachen – wir schon“, versucht David Gabler seinen Erfolg zu erklären. „Ich bin wirklich fasziniert von den Arbeitsergebnissen und stolz auf die gesamte Klasse, das ist wirklich eine tolle Leistung,“ lobt der Lehrer Alexander Tomisch seine Schützlinge. Sollte das Team um das Skate-Multitool diesen Erfolg im Oktober in Berlin wiederholen können, winkt gar das internationale Finale in New York. Spätestens dann müssen aber zwei Trollies zum Einsatz kommen.