Die Realschule Lenningen und das Nürtinger Unternehmen Metabo haben sich für eine nachhaltige Kooperation entschieden. Wesentliche Interessen sind vertiefte Einblicke in betriebliche Abläufe und die Heranführung an vornehmlich technische Ausbildungsberufe.
„1:0 für Lenningen!“ Mit diesen Worten kommentierte der IHK-Verantwortliche Ralf-Christian Litschke die Unterzeichnung der Bildungspartnerschaft zwischen der Karl-Erhard-Scheufelen Realschule Lenningen und der regionalen Vorzeigefirma Metabo. Nach über einjährigem Beschnuppern, Hospitieren und ertragreichen Teilnahmen an schulischen Veranstaltungen schien nun für beide Seiten die Zeit reif zu sein, dieser Verbindung einen offiziellen Rahmen zu geben. „Ich musste für die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Lenningen keinerlei Werbung machen“, resümiert Marcus Vogel, der zuständige Personalreferent der Metabowerke.
Natürlich verfolgen beide Organisationen mit dem gemeinsamen Wirken auch ureigene Interessen, doch sind die Schülerinnen und Schüler des Bildungszentrums in jedem Fall die Nutznießer. Die Rektorin der Realschule, Dunja Salzgeber freut sich vor allem über die neuen Lernchancen für ihre Schützlinge: „Ich freue mich sehr einen solch starken Partner für das Lenninger Tal gewonnen zu haben, der sich mit großem Engagement um die Jugendlichen bemüht, Angebote macht und auch längerfristige Projekte mitträgt – davon können alle nur profitieren.“ Für Metabo steht vor allem die Gewinnung von geeignetem Nachwuchs im Vordergrund, welche sich im Moment als große Herausforderung präsentiert. „Gerade im technischen Bereich ist die Zahl der Bewerbungen in den letzten Jahren zurückgegangen“, skizziert Herr Heilemann, der gewerbliche Ausbildungsleiter die gegenwärtige Lage. Erst dieses Jahr seien wieder ansteigende Bewerberzahlen zu verzeichnen. Ein Trend, der sicher auch Ergebnis vertiefter Zusammenarbeit mit den Schulen sei, so Vogel. Momentan entscheidet sich ein Großteil der Absolventen der Mittleren Reife gegen eine Ausbildung und für den Besuch einer weiterführenden Schule – nicht selten durch Unkenntnis der Möglichkeiten, Unentschlossenheit oder auch um den elterlichen Ambitionen zu entsprechen. Das dieser Weg für viele Heranwachsende nicht der richtige ist, kann Litschke durch Erfahrungen bestätigen: „Es sitzen dann die 24- oder 25-jährigen nach ihrem Studienabbruch in unseren IHK-Seminaren und wollen eine Ausbildung beginnen. Da sind aber bereits wertvolle Jahre verstrichen.“ Das die traditionelle Ausbildung gegenüber dem Studium ein solches Schattendasein fristet, ist zudem ungerechtfertigt. Sie ist längst keine Sackgasse mehr, sondern kann durch vielerlei Maßnahmen ergänzt werden – bis hin zum Studium ohne Abitur. Das die momentane gesellschaftliche Strömung hin zu einer Maximierung der Hochschulabsolventen etwas Erstrebenswertes wäre, wagt der Experte der IHK zu bezweifeln und verweist auf die spanischen Verhältnisse, bei denen viele Hochqualifizierte vom Arbeitsmarkt nicht aufgenommen werden können. Paradox erscheint die übertriebene Sehnsucht nach akademischen Würden für Jedermann besonders vor dem Hintergrund, dass führende Industrienationen eben jenes leistungsstarke Ausbildungssystem kopieren möchten, welches mit der gegenwärtigen Entwicklung schrittweise immer mehr ins Abseits gerät. „In der nächsten Woche bekommen wir Besuch von einer amerikanischen Delegation, die sich das duale System in der Ausbildung genauer ansehen möchte“, berichtet Litschke stolz.
Metabo wünscht sich vor allem den typischen Realschüler: Fundierte Fachkenntnisse, Interesse an der Verbindung zwischen Theorie und Praxis sowie der Freude am eigenen Handeln. „Heute wird leider der Schwerpunkt auf die Präsentation statt auf die fachlichen Inhalte gelegt, was sich bei der zunehmend anspruchsvolleren Ausbildung dann doch deutlich niederschlägt,“ fasst Stefan Pratz, Produktionsleiter bei Metabo, seine Eindrücke der letzten Jahre zusammen. „Die Lebenswelt der Schüler hat sich in den letzten 20 Jahren bedeutend verändert. Der Eintritt in das digitale Informationszeitalter hat tiefgreifende Veränderungen in der Schullandschaft mit sich gebracht, doch wir versuchen eine gute Balance herzustellen,“ erläutert Alexander Tomisch, Realschullehrer in Lenningen, die Wahrnehmung. „Bisher waren wir mit den Lehrlingen aus Lenningen immer sehr zufrieden“, lobt Marcus Vogel die Arbeit des Kollegiums.
Mit der Bildungspartnerschaft ist weiterhin der Wunsch verbunden, die Firma Metabo mental als soliden, innovativen und zukunftsträchtigen Ausbildungsbetrieb zu verankern. Der erste Schritt ist diesbezüglich bereits in Arbeit: Auszubildendenbotschafter sollen die Schülerinnen und Schüler über Inhalte und Abläufe ihrer Ausbildung informieren und für Fragen aller Art zur Verfügung stehen.
Alexander Tomisch