Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Gerade Schulen sind angehalten sich dieser zunehmenden Veränderung zu stellen.
Kopien, Tageslichtprojektor und Kreide. So manche Eltern der heutigen Schüler würden es wohl bestätigen: Viel hat sich in den meisten deutschen Klassenzimmern nicht verändert. Während die Welt durch Internet, Smartphones und Tablets grundlegend umgekrempelt wird, scheinen Lehrer in der Vergangenheit zu leben. Zwar existieren an den meisten Schulen eine IT-Grundbildung sowie ein Computerraum, doch kann dies reichen um den gegenwärtigen Erfordernissen zu begegnen?
„Die zielgerichtete Einbettung der neuen Medien in den Schulen muss zur Selbstverständlichkeit werden, da diese nicht nur die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler durchdrungen haben, sondern auch für eine erfolgreiche berufliche Karriere unverzichtbar sind,“ befindet Daniel Hinze, der die komplette EDV an der Realschule Lenningen abwickelt und auch langjährige Erfahrung als Informatiklehrer mitbringt. Nun im großen Stil mit Computern, Beamern, Dokumentenkameras und einem W-LAN-Netz versehen, wird sich das Unterrichtsgeschehen für Schülerinnen und Schüler sowie die Pädagogen gleichermaßen verändern. „Richtig eingesetzt bieten Computer und Smartphones phantastische pädagogische Möglichkeiten und Erleichterungen, die wir unseren Schülerinnen und Schülern in jedem Fall eröffnen wollen und nun auch endlich können“, freut sich Hinze, der auch bereits die ersten Schülermedienbeauftragten in den Umgang mit dem teuren Gerät eingewiesen hat.
Die neuen Medien aber ganz blauäugig als Heilsbringer zu sehen, davon sind die Lenninger weit entfernt. „Bei aller Euphorie haben die digitalen Errungenschaften im Unterricht dennoch nur eine flankierende bzw. dienende Funktion. Aber wer eine gänzliche Ablehnung derselben forciert, verkennt die Lage: Wir können die digitale Revolution nicht aufhalten, sondern müssen mit ihr umgehen lernen“, konstatiert Alexander Tomisch, dem es als Präventionsbeauftragten besonders um eine umsichtige Vermittlung geht. „Schon lange bevor es im nun anlaufenden neuen Bildungsplan verbindlich festgelegt wurde, hat die Realschule Lenningen in Kooperation mit externen Organisationen Trainingsmodule für die Schüler der fünften Klasse sowie einen Elternabend zum Thema pädagogischer Jugendmedienschutz fest verankert. Wir bauen hier also auf gewachsene Strukturen auf und ernten die Früchte jahrelanger Arbeit“, erläutert der Lehrer voller Stolz.
Auch die Rektorin der Bildungseinrichtung, Dunja Salzgeber, ist sich der Signifikanz der Thematik bewusst, verweist aber gleichzeitig auf die Grenzen des Systems Schule: „Die digitalen Medien stellen uns vor große Herausforderungen. Die Aufgabenpakete nehmen kontinuierlich zu, doch können wir den Schülerinnen und Schülern deshalb nicht mehr Unterrichtsstunden zumuten oder andere Inhalte zu Gunsten der Medienbildung kürzen.“
Die Maßgabe des neuen Bildungsplans, die Medienkompetenz integrativ über die regulären Schulfächer aufzubauen, gestaltet sich in der Praxis als nicht einfach. Es müssen die Grundfertigkeiten in den gängigen Anwenderprogrammen erworben werden, die eben keinesfalls – entgegen der Annahme über die computeraffine Jugend – vorausgesetzt werden können. Dies braucht Zeit. „Wir nehmen diesen Bedarf an einer medialen Grundbildung sehr ernst und werden unser bewährtes Konzept größtenteils erhalten – auch wenn sich die Rahmenbedingungen verändert haben. Tastaturschulung, fundamentale Kenntnisse in gängigen Büroprogrammen sowie einen verantwortungsbewussten und sicheren Umgang mit dem Internet halten wir für unabdingbar und haben diese auch in unserem, auf die neuen Gegebenheiten abgestimmten, IT-Curriculum festgelegt“, erläutert die Schulleiterin weiter.
Die neuen Möglichkeiten sind nun die Wiege für Ideen und Visionen. „Wir haben schon mit den Dokumentenkameras Lernvideos zu Grammatikeinheiten erstellen lassen und ich habe Schülerinnen und Schüler selten mit so viel Eifer und Spaß in diesem sonst eher unliebsamen Bereich erlebt. Warum sollten nicht viele weitere Produktionen, auch aus anderen Fachbereichen, folgen und kommenden Schülergenerationen eine vergnügliche Aneignung des Stoffes bescheren?“, bemerkt der Englischlehrer Alexander Tomisch. Hört man den begeisterten Lehrern zu, bekommt man unweigerlich das Gefühl, als lebte man an der Realschule Lenningen von nun an eher in der Zukunft.